Kontamination
Es gibt Nahrungsmittelallergiker, deren Schweregrad der Allergie so stark ist, dass sie bereits allergisch reagieren, wenn sie mit ihrem Allergen im Milligrammbereich in Kontakt kommen, z.B. weil sich Erdnussspuren auf einer Tischplatte befinden, der Allergiker diese berührt und sich danach in den Mund oder in andere Schleimhäute (Augen) fasst. Vereinzelt und sehr selten sind auch Reaktionen auf das Erdnussallergen über die Luft bekannt.
Reagiert ein Betroffener auf derart geringe Spuren des Allergens, sind die Präventionsmassnahmen, die erforderlich sind, damit der Betroffene möglichst nicht dem Risiko einer lebensgefährlichen allergischen Reaktion ausgesetzt ist, sehr umfangreich und betreffen alle Bereiche seines / ihres Lebens. Angefangen selbstverständlich von der Ernährung, über soziale Kontakte, Restaurantbesuche, Ferienplanung, Reisen, öffentlicher Verkehr.
Kurz: Egal, wo sich der oder die Betroffene aufhält, sein Umfeld ist einer Risikokontrolle zu unterziehen. Dabei ist das Umfeld des/r Betroffenen so zu überwachen und einzurichten, dass das Risiko eines versehentlichen Kontakts mit dem Allergen minimiert werden kann. Das Umfeld muss eingeschätzt, Risiken erkannt, evaluiert und gemieden werden.
Zwei wesentliche Fakten in Bezug auf Kontamination für Personen mit einer Erdnussallergie:
Das Erdnussallergen bleibt auf Oberflächen, die nicht gereinigt werden, über 100 Tage lang stabil bestehen; Watson, W.T., Woodrow, A. & Stadnyk, A.W. Persistence of peanut allergen on a table surface. All Asth Clin Immun 9, 7 (2013). Reinigen der Oberfläche mit Wasser und handelsüblichem Reinigungsmittel entfernt das Allergen zuverlässig. Hände sind mit Wasser und Seife gründlich zu waschen.
Und: Das Erdnussallergen bleibt nach dem Verzehr bis zu 4 Stunden im Speichel nachweisbar. Das bedeutet, dass eine betroffene Person, die von einer anderen Person, die Erdnüsse gegessen hat, innert dieser Zeit geküsst wird, oder mit deren Speichel sonstwie in Kontakt kommt (etwa über Spucke, die ins Auge des betroffenen fliegt), eine allergische Reaktion erleiden kann bis hin zur Anaphylaxie. Weder Zähneputzen, noch Wassertrinken, Mund ausspülen oder ähnliches halfen in der Studie; das Allergen war nach wie vor während der erwähnten vier Stunden nachweisbar. Maloney JM, Chapman MD, Sicherer SH. Peanut allergen exposure through saliva: assessment and interventions to reduce exposure. J Allergy Clin Immunol. 2006;118(3):719‐724. doi:10.1016/j.jaci.2006.05.017
Nicht jeder Nahrungsmittelallergiker ist auf gleich strikte Präventionsmassnahmen angewiesen, der Schweregrad der Allergie kann stark variieren. Bitte besprechen Sie die nötigen Präventionsmassnahmen mit dem Allergologen / der Allergologin. Denn: unnötiges Vermeiden von Allergenen kann dazu führen, dass der Betroffene im Verlauf der Zeit eine Allergie auf das Allergen entwickelt, welches er oder sie gar nicht hätte meiden müssen.